KI-Suchergebnisse sind keine Zukunftsmusik mehr; AI Overviews bei Google oder Tools wie Perplexity sind längst Realität im Marketing-Alltag. Die Ergebnisse sind oft beeindruckend präzise, bergen aber ein Risiko: Sie können sachlich falsch sein („Halluzinationen“) oder rechtlich problematische Inhalte produzieren. Das wirft die zentrale Frage für Dein Unternehmen auf: Wer haftet eigentlich für diese Fehler? Die Verantwortung trägt nicht der Algorithmus, sondern derjenige, der die KI einsetzt oder ihre Antworten verbreitet – also potenziell Dein Unternehmen.
KI-Risiken auf einen Blick: Das musst Du wissen
Über den Autor
Sven ist Content Strategist und Content Manager bei UnitedAds.
Von der strategischen Begleitung von Content-Projekten bis zur Hands-On-Erstellung von Content liegt seine Expertise. Er arbeitet seit 2019 in diesem Bereich und ist seit Dezember 2023 bei UnitedAds, wo er sein Know-How für unsere Kunden ebenso wie in unserem SEO-Blog einbringt.
Verantwortung bei KI-Fehlern: Darum haftet Dein Unternehmen
Lass uns direkt zum Kern des Problems kommen. Wenn eine KI in Suchergebnissen Falschinformationen liefert oder Urheberrechte verletzt, stellt sich eine zentrale Frage: Wer ist dafür verantwortlich?
Die einfache Antwort: Die KI ist es nicht.
Eine künstliche Intelligenz ist nach aktueller deutscher und europäischer Rechtslage keine juristische Person. Du kannst ein Sprachmodell nicht verklagen oder für einen Schaden haftbar machen. Die Verantwortung bleibt daher im klassischen Rechtssystem hängen – und zwar bei demjenigen, der die Technologie einsetzt und der Öffentlichkeit zugänglich macht. Also bei Dir und Deinem Unternehmen.
Haftungskette beim Einsatz von KI-Tools
Wer haftet für Fehler? Vom Algorithmus bis zum Unternehmen.
1. KI-Tool generiert Output
Algorithmus erstellt Text, Bild oder Code.
2. Unternehmen verwendet Output
Prüfung (oder Fehlen dieser) & Veröffentlichung.
3. Schaden / Rechtsverletzung tritt ein
Abmahnung, Klage oder Reputationsschaden.
UNTERNEHMEN HAFTET
Volle Verantwortung als Verbreiter (Störerhaftung).
KI-Hersteller haftet nicht
Nicht juristisch greifbar für Output-Inhalte.
Störerhaftung: Darum haftest Du als Betreiber
Hier greift ein juristisches Prinzip, das im Internetrecht tief verwurzelt ist: die Störerhaftung.
Einfach ausgedrückt: Wenn Du ein automatisiertes System – sei es ein KI-Chatbot auf Deiner Website, eine integrierte KI-Produktsuche oder ein Tool, das automatisiert Inhalte generiert – betreibst, haftest Du für dessen Output, als wäre es Dein eigener Inhalt. Du bietest wissentlich die Plattform und ermöglichst die (potenzielle) Rechtsverletzung.
Das ist keine graue Theorie. Erste deutsche Gerichte haben bereits in Fällen entschieden, die der KI-Haftung sehr nahekommen: Beispielsweise wurde die Social-Media-Plattform X für eine automatisierte Falschauskunft ihres LLM “Grok” haftbar gemacht. Die Ausrede, der Prozess sei vollautomatisch abgelaufen und man habe keinen direkten Einfluss auf das Ergebnis gehabt, schützte den Betreiber nicht.
Für Dich als Marketing-Verantwortlicher oder C-Level-Entscheider bedeutet das: Das unternehmerische Risiko erstreckt sich auf alle Aussagen der KI. Konkret haftest Du für:
Haftung, Urheberrecht, DSGVO: Die 3 Hauptrisiken von KI
Diese generelle Verantwortung manifestiert sich in der Praxis vor allem in drei konkreten Risikobereichen, die Du für Dein Marketing und Deine Website-Strategie kennen musst.
Risiko 1: Wenn die KI lügt (Haftung für Halluzinationen)
KI-Sprachmodelle sind (noch) keine Wissensdatenbanken. Sie sind darauf trainiert, das wahrscheinlichste nächste Wort in einem Satz vorherzusagen. Das führt zu einem bekannten Phänomen: Halluzinationen.
Eine Halluzination liegt vor, wenn die KI überzeugend klingende, aber sachlich falsche oder frei erfundene Informationen als Fakt darstellt. Sie „lügt“ nicht bewusst, sie füllt statistische Lücken.
Das Business-Risiko ist dabei zweigeteilt:
- 1
Interne KI: Stell Dir vor, Dein KI-Chatbot auf der E-Commerce-Seite „halluziniert“ falsche Produktdetails, erfindet Garantie-Zusagen oder nennt einen falschen Preis. Im besten Fall führt das zu verärgerten Kunden, im schlimmsten Fall zu rechtlichen Ansprüchen wegen irreführender Werbung oder falschen Produktzusicherungen).
- 2
Externe KI: Was passiert, wenn AI Overviews Dein Produkt fälschlicherweise in einem negativen Kontext nennt? Solche Falschaussagen können ruf- oder geschäftsschädigend sein. Wird Deine Marke in automatisierten KI-Antworten Dritter falsch dargestellt, berührt das direkt Dein Markenrecht und das Wettbewerbsrecht.
In beiden Fällen gilt: Die Falschaussage steht im Raum, und Du musst darauf reagieren, und zwar entweder als Verursacher oder als Geschädigter.
Risiko 2: Wem gehört der KI-Output? (Das Urheberrechts-Dilemma)
Das zweite große Risiko liegt im Urheberrecht – ein Bereich, der aktuell weltweit intensiv diskutiert und vor Gerichten verhandelt wird. Die Gefahr für Dich als Anwender ist dabei sehr klar definierbar.
Das Hauptproblem ist der Output: Wenn die KI einen Text, einen Code-Schnipsel oder ein Bild generiert, das einem bereits existierenden, urheberrechtlich geschützten Werk zu ähnlich ist, liegt eine potenzielle Rechtsverletzung vor. Die KI hat dann nicht „gelernt“, sondern im Grunde „abgeschrieben“, weil das Originalwerk Teil ihrer Trainingsdaten war.
Hier kommt der entscheidende Punkt für Dein Unternehmen: Wenn Du diesen Inhalt auf Deiner Website veröffentlichst, ihn für eine Marketing-Kampagne nutzt oder kommerziell verwertest, begehst Du (bzw. Dein Unternehmen) die Rechtsverletzung – nicht die KI. Du wirst als derjenige behandelt, der die unlizenzierte Kopie verbreitet.
Gleichzeitig solltest Du wissen: Inhalte, die eine KI ohne wesentliche menschliche Bearbeitung (also ohne ausreichende „Schöpfungshöhe“) erstellt, sind nach aktueller deutscher Rechtsprechung selbst meist nicht urheberrechtlich geschützt. Sie gelten als gemeinfrei. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass Deine Wettbewerber Deine rein KI-generierten Texte theoretisch einfach kopieren könnten.
Risiko 3: Der DSGVO-Albtraum bei KI-Tools
Dieses Risiko ist vielleicht das unmittelbarste und technisch komplexeste. Sobald Du einen interaktiven KI-Chatbot oder eine KI-gestützte Suche auf Deiner Website einbindest, greift die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).
Das Problem: Nutzer geben zwangsläufig personenbezogene Daten ein. Das beginnt bei der IP-Adresse, die automatisch verarbeitet wird, und geht hin bis zu den Suchanfragen selbst, die hochsensible Informationen enthalten können, z. B. Namen, Gesundheitsdaten, finanzielle Sorgen.
Für Dich als Betreiber ergeben sich daraus akute Compliance-Risiken:
Wenn die Verarbeitung von Daten durch die KI ein hohes Risiko für die Rechte und Freiheiten der Nutzer darstellt – etwa weil sensible Daten (Art. 9 DSGVO) verarbeitet werden oder ein Profiling stattfindet – ist Dein Unternehmen womöglich sogar verpflichtet, vorab eine Datenschutz-Folgenabschätzung (DSFA) durchzuführen.
EU AI Act: Handlungsbedarf im Marketing
Neben der DSGVO rückt nun der EU AI Act ins Zentrum der Compliance. Diese Verordnung verbietet KI nicht pauschal, sondern reguliert sie mit einem klaren, risikobasierten Ansatz: Je höher das Risiko eines KI-Systems für die Grundrechte oder die Sicherheit von Menschen ist, desto strenger sind die Regeln.
Für Dein tägliches Marketing ist vor allem eine Einstufung relevant:
Geringes Risiko: Die meisten gängigen Marketing-Anwendungen – wie allgemeine KI-Suchfunktionen, generative Chatbots oder Tools zur Content-Erstellung – fallen voraussichtlich in diese Kategorie. Hier gilt keine Flut von Vorschriften, sondern primär eine klare Transparenzpflicht:
- 1
Kennzeichnung der Interaktion: Nutzer müssen wissen, wenn sie mit einer KI interagieren, z.B. bei einem Chatbot.
- 2
Kennzeichnung des Outputs: KI-generierte Inhalte (Texte, Bilder, Audio) müssen als solche erkennbar gemacht werden.
Hochrisiko-KI (High Risk): Vorsicht ist geboten, sobald Du die reine Marketing-Ebene verlässt. Sobald KI-Systeme für Entscheidungen genutzt werden, die Menschen maßgeblich beeinflussen, z. B. im Personalwesen oder bei Finanzdienstleistungen, gelten sie als Hochrisiko-KI.
Klassische Beispiele hierfür sind KI-Tools im Recruiting oder bei der Kreditwürdigkeitsprüfung. Wenn Dein Unternehmen solche Systeme einsetzt, unterliegt es strengen Pflichten, darunter zwingende menschliche Aufsicht, detaillierte Protokollierung und ein umfassendes Risikomanagement.
Was der AI Act für Dich bedeutet (FAQ)
Müssen sich alle Unternehmen an die KI-VO halten?
Ja, wenn sie KI-Systeme in der EU entwickeln, vertreiben oder einsetzen.
Beispiel: Ein Onlineshop, der eine KI-gestützte Produktempfehlung nutzt, braucht Konformität.
Welche Branchen müssen sich an die KI-VO halten?
Grundsätzlich alle. Für bestimmte Sektoren gelten schärfere Regeln (sogenannte Hochrisiko-KI): Gesundheitswesen, Verkehr, Finanzdienstleistungen, Bildung, Personal
Ab welcher Größe eines Unternehmens gilt die KI-VO?
Es gibt keine Mindestgröße. Alle Unternehmen – vom 2-Mann-Startup bis zum Großkonzern – müssen die KI-VO beachten. Ausnahme: Sehr kleine Anbieter (Micro- und Kleinunternehmen) erhalten für einige Pflichten eine Übergangsfrist bis Februar 2027.
Was sagt die KI-VO Transparenzpflicht?
Jede KI-Anwendung muss klar dokumentieren, wie Entscheidungen zustande kommen. So muss ein Online-Händler ein Protokoll einführen, das festhält, welche Daten der Empfehlung-Algorithmus nutzt und wie er gewichtet wird.
Was sagt die KI-VO zum Risikomanagement?
Firmen müssen Risiken analysieren und dokumentieren (Bias, Sicherheit, Datenschutz).
Beispiel: Ein Hersteller führt eine Risikoanalyse für sein Wartungs-KI-Tool durch und speichert sie als Nachweis ab.
KI sicher nutzen: 4 Praxistipps für Dein Unternehmen
Die Risiken sind real, aber sie bedeuten nicht, dass Du KI meiden musst. Sie bedeuten, dass Du einen klaren Prozess für den Umgang damit brauchst.
Bevor wir starten, ein wichtiger Hinweis: Dieser Abschnitt stellt keine Rechtsberatung dar. Er ist eine technische und strategische Hilfestellung aus der Perspektive des Online-Marketings. Wir empfehlen Dir dringend, diese Punkte final mit Deiner Rechtsabteilung oder einem spezialisierten Anwalt zu validieren.
Hier sind vier sofort umsetzbare Schritte, um die Haftungsfallen zu entschärfen:
Compliance-Checkliste
Für den sicheren KI-Einsatz im Unternehmen
4 Praxistipps zur Risikominderung
1. Human-in-the-Loop
Jeder KI-Output wird menschlich geprüft vor Veröffentlichung.
2. Transparenz & Kennzeichnung
Klare Kennzeichnung von KI-Chatbots und generierten Inhalten.
3. Verträge & Einwilligungen prüfen
AV-Verträge, Datenverarbeitung, Drittstaaten-Transfer & Consent.
4. Interne AI-Guidelines
Feste Richtlinien für Nutzung, Datenfreigabe & Toolauswahl.
Verankert im Governance-Rahmen
Security & Governance: Die technische Umsetzungs-Checkliste
Fazit: Die Verantwortung bleibt beim Unternehmen
Die rechtlichen Risiken durch KI-Suche sind real: von der Haftung für Halluzinationen bis hin zu komplexen Datenschutz- und Urheberrechtsfragen. Diese Risiken sind jedoch kein Grund, die Technologie zu meiden. Sie sind beherrschbar.
Die Kernbotschaft ist klar: KI ist ein wertvolles Werkzeug, aber sie ist kein verantwortlicher Mitarbeiter. Du kannst die strategische, ethische und vor allem rechtliche Verantwortung nicht an einen Algorithmus delegieren. Sie bleibt immer beim Menschen und beim Unternehmen.
Bist Du unsicher, wie sich die AI Overviews auf deine Sichtbarkeit und deine Rankings auswirken? Planst du den Einsatz eines KI-Chatbots auf deiner Seite, aber die Risiken bei Haftung und DSGVO halten dich zurück?
Genau hier setzen wir an. Als SEO- und Content-Strategen beraten wir dich, wie du KI sicher und effektiv in deinem Marketing und auf deiner Website einsetzt. Wir helfen dir, die technischen und strategischen Weichen richtig zu stellen, damit du die Potenziale der KI nutzt, ohne die rechtlichen Fallstricke zu ignorieren. Melde dich jetzt und profitiere von unserer Expertise!








