Wir erleben gerade die wohl fundamentalste Veränderung der Google-Suche seit ihrer Erfindung. Mit der Einführung von AI Overviews (AIO) – den KI-generierten Antworten, die direkt an der Spitze der Suchergebnisse thronen – und dem AI Mode werden die Karten für die digitale Sichtbarkeit komplett neu gemischt.
Für E-Commerce-Shops ist die Botschaft klar: Wer die Künstliche Intelligenz nicht mit den richtigen Daten füttert, droht unsichtbar zu werden.
Die alte SEO-Logik, die auf Keywords abzielte, reicht nicht mehr aus, um in diesen KI-Zusammenfassungen überhaupt stattzufinden. In diesem Artikel zeigen wir dir, was du jetzt tun musst, um den entscheidenden Wandel von der Keyword-Optimierung zur strategischen Daten-SEO zu meistern und deine Sichtbarkeit für die Zukunft zu sichern.
Das Wichtigste im Überblick (TL:DR)
Über den Autor
Sven ist Content Strategist und Content Manager bei UnitedAds.
Von der strategischen Begleitung von Content-Projekten bis zur Hands-On-Erstellung von Content liegt seine Expertise. Er arbeitet seit 2019 in diesem Bereich und ist seit Dezember 2023 bei UnitedAds, wo er sein Know-How für unsere Kunden ebenso wie in unserem SEO-Blog einbringt.
Übersichten mit KI: Chance oder Risiko für Shops?
Falls du die Google-Suchergebnisse (SERPs) in letzter Zeit verfolgt hast, ist es dir sicher schon aufgefallen: Die Zeit der „10 blauen Links“ ist vorbei. An ihre Stelle treten zunehmend die AI Overviews, kurz AIO – KI-generierte Zusammenfassungen, die Google prominent über den organischen Ergebnissen ausspielt. Daneben taucht auch immer prominenter der „KI-Modus“ auf, der die Google-Suche mit den Funktionen eines LLM verbindet.
Für den E-Commerce ist dieser Wandel gravierend. Stell dir vor, ein Nutzer sucht nach „Beste Laufschuhe für Anfänger“. Statt zehn einzelne Testberichte zu durchsuchen, liefert die AIO eine fertige Zusammenfassung: Sie analysiert Merkmale, gleicht Kundenbewertungen ab und präsentiert eine klare Empfehlung, oft sogar mit direkter Produktintegration.
Die KI wird damit zum Gatekeeper zwischen deinem Shop und deinem potenziellen Kunden.
Die offensichtliche (und wahrscheinliche) Folge, über die in der Branche viel diskutiert wird: Weniger organische Klicks. Warum sollte ein Nutzer deinen Shop besuchen, wenn Google die Antwort bereits liefert?
Doch diese Medaille hat zwei Seiten. Erstens: Der Traffic, der dennoch klickt, hat die KI-Zusammenfassung bereits gelesen. Diese Nutzer sind in der Regel deutlich besser vorqualifiziert und kaufbereiter. Die Quantität der Klicks mag sinken, die Qualität jedoch steigt.
Zweitens – und das ist die vielleicht größte Chance für den E-Commerce: Der Anstieg von „Zero Click Conversions„. Die AI Overviews und der AI Mode können Produkte so integrieren, dass ein Kauf (oder zumindest die Anbahnung) stattfindet, ohne dass der Nutzer deine Kategorieseite oder Homepage je besucht hat. Sichtbarkeit bedeutet hier nicht mehr „Traffic“, sondern „direkt im KI-Fenster als Lösung präsentiert zu werden“.
Daten füttern die KI: Sichtbarkeit neu gedacht
Lange war SEO gleichbedeutend mit Keyword-Optimierung. Wir haben Kategorieseiten und Ratgeber auf Suchbegriffe getrimmt, damit Google uns als „relevant“ einstuft. Das ist zunehmend von der reinen “das Keyword muss erwähnt sein”-Schiene zu einer ganzheitlichen Betrachtung gewechselt, aber vielfach sind Keywords bis heute die Grundlage jeder Optimierung. Diese Grundlage bleibt wichtig, doch die neue KI-Suche stellt eine fundamentale, neue Anforderung: KI „liest“ nicht nur Worte, sie versteht strukturierte Informationen.
Um eine AI Overview (AIO) zu erstellen, sucht die KI nicht nach dem Text mit der höchsten Keyword-Dichte. Sie agiert wie ein unendlich schneller Analyst, der gezielt nach Fakten sucht:
Hier liegt die neue Sollbruchstelle für die E-Commerce-Sichtbarkeit: Wenn diese Daten auf Deiner Seite fehlen, widersprüchlich oder technisch falsch ausgezeichnet sind, passiert etwas Fatales: Die KI ignoriert deinen Shop bei der Erstellung ihrer Zusammenfassung.
Dein Produkt mag das beste am Markt sein – wenn die KI aber deine Lieferzeit oder deine herausragenden Bewertungen nicht in einem sauberen, maschinenlesbaren Format „greifen“ kann, wird sie stattdessen das Produkt deines Wettbewerbers empfehlen. Wir optimieren nicht mehr nur für den Klick, sondern für die Empfehlung durch die KI. Und diese KI fütterst du mit Daten.
Fundament 1: Strukturierte Daten für klare Informationen
Strukturierte Daten, vor allem der sogenannte Schema-Markup (Schema.org) sind essentiell, um Google klar zu machen, worum es auf deiner Website geht. Das ist für alle Arten von Inhalten wichtig, aber im E-Commerce erhält das Thema noch einmal zusätzliche Relevanz.
Stell es dir so vor: Schema.org ist ein Vokabular, das du deinem Website-Code hinzufügst. Es ist wie ein unsichtbares, aber extrem detailliertes Etikett auf deinen Produkten. Statt dass sich die KI mühsam den Preis aus einem Fließtext suchen muss, sagst du ihr direkt:
Genau diese sauberen Fakten zieht sich Google für seine AI Overviews. Wenn die KI eine zuverlässige, strukturierte Quelle für Preis und Verfügbarkeit findet, wird sie diese in ihrer Zusammenfassung bevorzugen. Fehlende oder fehlerhafte Schema-Daten sind der schnellste Weg, um von der KI ignoriert zu werden.
Und diese Datenbasis ist nicht nur für die Text-Zusammenfassungen entscheidend. Wie Recherchen (z.B. bei Heise Online) zeigen, nutzt Google diese strukturierten Informationen auch als Grundlage für komplexe, KI-gesteuerte Shopping-Funktionen wie das „Virtual Try-On“ (die virtuelle Anprobe). Wer hier sauber arbeitet, investiert also direkt in die nächste Generation der Produktpräsentation.
Fundament 2: Der Product Feed als Bewerbung
Wenn Schema.org deine „Etikettierung“ auf der Website ist, ist dein Produkt-Feed im Google Merchant Center deine offizielle, direkte Bewerbung bei der KI.
Traditionell war der Feed primär für Google Shopping Ads relevant. Im Zeitalter von KI in der Suche ändert sich das. Google nutzt diesen Feed als eine seiner vertrauenswürdigsten Quellen, um Produktdaten systemübergreifend zu validieren und zu verstehen. Die KI gleicht ab: Was steht auf der Seite (via Schema.org) und was steht im Feed?
Hier wird „Detailtiefe“ zu einem entscheidenden SEO-Faktor:
Die Pflege und technische Anbindung dieser Feeds ist komplex – wir erleben oft, dass hier enorme Potenziale brachliegen. Ein unvollständiger oder fehlerhafter Feed ist nicht mehr nur ein „Werbe-Problem“, sondern ein direkter Sichtbarkeits-Nachteil in der neuen KI-Suche.
Jenseits von Google: Mit On-Site KI den Traffic konvertieren
Die beste Sichtbarkeit in den Google AI Overviews nützt dir wenig, wenn der Klick – der, wie wir wissen, wertvoller und qualifizierter ist als in der bisherigen Suche – anschließend ins Leere läuft. Die KI-Transformation endet nicht bei der Suchmaschine; sie revolutioniert auch das, was nach dem Klick passiert.
Wenn ein hoch qualifizierter Nutzer auf deinen Shop trifft, erwartet er ein nahtloses Erlebnis. Hier spielt KI ihre Stärken aus:
- 1
Hyper-Personalisierung: Statt jedem Besucher dieselbe Startseite zu zeigen, ermöglichen KI-Tools (wie sie etwa IBM oder der Händlerbund beschreiben) eine Echtzeit-Anpassung. Nutzer A, der sich für Trailrunning interessiert, sieht andere Hero-Banner und Produktempfehlungen als Nutzer B, der nach Yoga-Zubehör sucht. Das steigert die Verweildauer und die Konversionsrate.
- 2
Kundenservice & Logistik: Intelligente KI-Chatbots übernehmen den First-Level-Support, beantworten Rückfragen zur Passform oder zum Lieferstatus rund um die Uhr und entlasten dein Team. Gleichzeitig optimiert KI im Hintergrund deine Logistik (Stichwort: Predictive Analytics). Sie prognostiziert die Nachfrage und hilft, die Lagerbestände zu steuern.
Das ist nicht nur eine Frage der Marge, sondern ein direkter SEO-Faktor: Nur was laut deinen Daten (Feed und Schema.org) auch wirklich verfügbar ist, wird von der Google-KI prominent empfohlen.
Deine 3-Schritte-Strategie zur KI-Sichtbarkeit im E-Commerce
Der Wandel von der Keyword-Suche zur datengesteuerten KI-Suche ist keine Zukunftsmusik, er passiert jetzt. Panik ist unangebracht, aber strategisches Handeln ist essenziell.
Als Partner für E-Commerce-Sichtbarkeit mit langjähriger Erfahrung wissen wir, dass der Erfolg im KI-Zeitalter auf einem klaren, dreistufigen Vorgehen basiert: einem sauberen Daten-Audit, technischer Exzellenz und einer angepassten Content-Strategie.
Schritt 1: Das Daten-Audit (Die Basis)
Der erste und wichtigste Schritt ist eine ehrliche Bestandsaufnahme: Wo stehst du technisch? Bevor du über komplexe KI-Strategien nachdenkst, muss dein Fundament absolut sauber sein.
Hier beginnt die technische Analyse (das „Daten-Audit“). Wir müssen genau prüfen:
Dieses Audit deckt schonungslos auf, ob deine Produktdaten überhaupt „KI-fähig“ sind. Es ist die zwingende Voraussetzung, um von Google als vertrauenswürdige Quelle für die AI Overviews herangezogen zu werden.
Schritt 2: Technik & UX optimieren
Die besten Daten-Feeds nützen nichts, wenn der hoch qualifizierte Nutzer nach dem Klick auf einer technischen Bruchlandung landet. Die „klassischen“ SEO-Tugenden – deine technische Exzellenz – bleiben im KI-Zeitalter fundamental wichtig.
Google wird keinen Nutzer, der über eine AIO kommt, auf eine Seite schicken, die auf dem Smartphone Ladezeiten jenseits von Gut und Böse hat oder unbenutzbar ist. Die Core Web Vitals (CWV) und eine makellose Mobile-Experience sind keine Option, sie sind die absolute Basis.
Darauf aufbauend geht es um die Conversion dieses wertvollen Traffics. Hier muss geprüft werden, ob eine On-Site-Personalisierung (via KI) für deinen Shop sinnvoll ist. Statt dem Nutzer eine starre Kategorieseite zu zeigen, könntest du ihm – basierend auf seinem Klick-Verhalten oder der vorherigen AIO-Anfrage – dynamisch die relevantesten Produkte präsentieren. Es geht darum, den wertvollen Klick, den du noch bekommst, maximal effizient zur Conversion zu führen.
Schritt 3: Content, den die KI (und dein Kunde) liebt
Wenn die KI Standard-Produktbeschreibungen oder simple Vergleiche inzwischen selbst erstellen kann, müssen wir mit unserem Content einen Schritt weiter gehen. Die Zeit „dünner SEO-Texte“, die primär für das Keyword-Ranking geschrieben wurden, ist damit endgültig beendet.
Deine neue Content-Strategie muss auf echter, nachweisbarer Autorität aufbauen. Es geht nicht mehr um Fülltext, sondern um:
Dieser Ansatz zahlt direkt auf Googles Qualitätskonzept E-E-A-T (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness) ein. Du produzierst damit genau jenes Futter, das die KI als vertrauenswürdige Primärquelle für ihre AI Overviews nutzen will. Dein Ziel ist es, dass die KI deinen Testbericht als die maßgebliche Quelle für den Vergleich von „Laufschuhen für Anfänger“ identifiziert.
KI ist kein Trend, sondern die neue Infrastruktur
Die Einführung von AI Overviews markiert einen echten Wendepunkt für den E-Commerce. Künstliche Intelligenz ist kein flüchtiger Trend, sie ist die neue technische Infrastruktur, auf der die Suche (und damit die Sichtbarkeit) von morgen aufbaut.
Für Marketing-Verantwortliche und Entscheider bedeutet das: Panik ist unangebracht, aber Nichtstun ist fatal.
Der Wandel ist klar: Der Fokus verschiebt sich weg von der reinen Keyword-Optimierung hin zu einem vielschichtigen Daten- und Autoritäts-Management. Dein Erfolg hängt künftig davon ab, wie gut, wie schnell und wie strukturiert du deine Produktdaten (via Schema.org und Feeds) bereitstellst und ob Google deine Marke als vertrauenswürdige Autorität (via E-E-A-T) für die Erstellung seiner AIOs anerkennt.
Der Wandel von Keyword-SEO zu Daten-SEO ist technisch und strategisch komplex. Bist du sicher, dass deine Produktdaten und deine Website-Struktur bereit für die KI-Suche sind? Wir analysieren deine Ausgangslage und entwickeln deine Strategie für morgen. Vereinbare ein unverbindliches Erstgespräch.








