Über den Autor
Alex ist Partner bei UnitedAds, einer führenden Digitalmarketing-Agentur.
Mit fast zwei Jahrzehnten Branchenerfahrung hat er sich zu einer anerkannten Autorität in der Entwicklung wirkungsvoller Kampagnen entwickelt, die das Geschäftswachstum vorantreiben.
Google integriert zunehmend generative KI in die Suche. Bei vielen Suchanfragen liefert Google mittlerweile KI-Antworten (sogenannte AI Overviews, auf Deutsch KI-Übersichten) direkt oberhalb der klassischen Suchergebnisse. Diese automatisch generierten Zusammenfassungen beantworten die Nutzerfrage, indem sie Informationen aus verschiedenen Websites bündeln.
Für Nutzer bedeutet das oft schnellere Antworten ohne einen Klick auf eine externe Webseite. Für Website-Betreiber stellt sich jedoch die kritische Frage: „Wie stark reduzieren diese KI-Antworten die Klicks auf unsere Webseiten?“
Im Folgenden beleuchten wir aktuelle Daten und Einschätzungen – sowohl von Google selbst als auch von unabhängigen Analysen – und betrachten die Konsequenzen für Traffic, Sichtbarkeit und Monetarisierung von Websites.

Weniger Klicks durch KI: Was aktuelle Daten zeigen
Schon vor der Einführung generativer KI-Antworten ging der Trend zu “Zero-Click”-Suchen: Ein großer Teil der Google-Suchen endete bereits ohne Klick auf externe Ergebnisse. 2024 liefen in den USA rund 58,5 % der Google-Suchanfragen ins Leere, d.h. ohne dass der Nutzer auf ein Suchergebnis klickte. Nur etwa 36 % der Suchanfragen führten überhaupt zu Klicks auf Websites außerhalb des Google-Ökosystems. Diese Entwicklung lag u.a. an direkten Antworten, Knowledge Panels und anderen Google-Features. Generative KI in der Suche verstärkt diesen Zero-Click-Trend nun weiter.
Aktuelle Datenstudien aus 2025 quantifizieren den Effekt der neuen KI-Übersichten deutlich. Sie zeigen, dass Googles KI-Antworten die Klickrate (CTR) auf organische Suchergebnisse spürbar senken:
Laut Ahrefs sank die Klickrate des ersten organischen Treffers um 34,5 %, wenn eine KI-Übersicht eingeblendet wurde (Analyse von 300.000 Suchanfragen).
Besonders betroffen sind informative, nicht-markenbezogene Suchanfragen. Hier liegen KI-Overviews häufiger vor und verdrängen die klassischen Ergebnisse. Amsive verzeichnete bei generischen Keywords einen CTR-Rückgang von etwa –20 %. Auch für Seiten, die nicht in den Top-3-Rankings stehen, verschlechtert sich die Sichtbarkeit drastisch: Bei Keywords, bei denen die eigene Seite auf Position 4 oder schlechter rangiert, sank die Klickrate um ca. –27 % im Schnittrf d. Anders bei Marken-Suchen: Solche Anfragen lösen seltener KI-Antworten aus (nur in ~4,8 % der Fälle) und wenn doch, profitieren sie teils sogar – Amsive fand für Brand-Keywords +18,7 % mehr Klicks, möglicherweise weil die KI-Antwort direkt auf die bekannte Marke verweist.
In der Praxis berichten erste Publisher ebenfalls von teils drastischen Veränderungen. Laut einem Bericht von Digiday blieb bei großen Verlagsseiten bisher noch alles relativ stabil – so stellte Ziff Davis (Betreiber von Portalen wie PCMag und IGN) fest, dass nur ca. 12 % ihrer Top-Keywords überhaupt von KI-Overviews betroffen waren und die Klickrate dieser Suchanfragen unverändert blieb. Kleinere Publisher spüren jedoch schon deutliche Einschnitte: Einige unabhängige Websites erlebten seit Einführung der KI-Übersichten einen über 50 %igen Einbruch ihres Google-Suchtraffics. SEO-Berater sprechen in diesem Zusammenhang von einer regelrechten „Vernichtung des Traffics“ bei manchen Nischenangeboten. Mit der breiteren Ausrollung der KI-Suche sei es nur „common sense“, dass diese Effekte zunehmen werden.
Unterm Strich deuten die Daten also darauf hin, dass Googles KI-generierte Antworten erheblich Traffic von Websites abziehen können – je nach Query und Branche in einer Größenordnung von etwa 15 bis 35 % weniger Klicks, in Extremfällen sogar 50 % und mehr. Dieses Phänomen – weniger Klicks trotz guter Rankings – markiert einen Paradigmenwechsel für die SEO-Welt. „Weniger Klicks auf Webseiten ist das neue Normal“, kommentiert Search Engine Land dazu treffend.
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Googles Perspektive: „Weniger, aber qualitativ bessere Klicks“
Google ist sich der Sorgen der Publisher bewusst, vermittelt aber eine optimistische Sicht auf die Veränderungen. Offizielle Statements von Google betonen, dass die Einführung von KI-Antworten bewusst so gestaltet werde, dass weiterhin Traffic bei den Websites ankommt. Ein Google-Sprecher erklärte, man habe seit dem Start der AI Overviews diverse Anpassungen vorgenommen, um mehr Klickmöglichkeiten zu bieten – etwa durch Inline-Links direkt im KI-Text und eine zusätzliche Link-Anzeige am rechten Rand (Desktop), wo zuvor nur am Ende des KI-Blocks Quellen sichtbar waren. Google behauptet, Nutzer würden von Seiten mit KI-Ergebnissen sogar länger auf den Websites verweilen, da sie gezielter klicken – konkrete Daten blieb das Unternehmen allerdings schuldig.
In einem Statement heißt es: „AI Overviews gehören zu unseren beliebtesten Such-Funktionen – sie machen es Nutzern leichter, Informationen zu finden und eröffnen neue Möglichkeiten, mit Inhalten von Creatorinnen und Unternehmen in Kontakt zu treten. Google schickt täglich Milliarden Klicks zu Websites; und während wir unsere Produkte mit neuen KI-Erlebnissen weiterentwickeln, wollen wir diesen bewährten Werttransfer an Websites fortführen.“*
Auch Sundar Pichai, der CEO von Google, wiegelt Bedenken ab. Er ist “optimistisch”, dass KI die Neugier der Menschen eher anstachelt als bremst. Intern beobachte Google, so Pichai, dass Nutzer mit den neuen KI-Überblicken mehr interagieren und auch häufiger auf Links klicken als bei herkömmlichen Suchergebnissen. Wenn man den Suchenden mehr Kontext direkt gebe, würden sich für sie „verschiedene Abzweigungen” auftun, die zu mehr Engagement und letztlich mehr Traffic führen können. Pichai behauptet sogar, die Klickrate auf eingebettete Link-Vorschläge in den KI-Antworten sei höher als bei klassischen blauen Links. Allerdings räumt auch er ein, dass Google diese Effekte noch nicht mit konkreten Zahlen belegen kann.
Pichai betont zudem, Google versuche einen Balanceakt: Einerseits Nutzerwünsche direkt erfüllen, andererseits den Websites weiterhin ausreichend Traffic zukommen lassen. Man habe die Suche über die letzten Jahre immer wieder so angepasst, dass qualitativ hochwertige Inhalte Traffic erhalten – und werde dies auch mit Generative AI in Search so handhaben. Er wies in einem Interview darauf hin, dass Google historisch gesehen Jahr für Jahr mehr Traffic ins Web gesendet habe und Änderungen manchmal gerade kleinere Seiten begünstigten. Kritik käme oft von „Aggregatoren in der Mitte“, also Webseiten, die Inhalte nur zusammentragen, statt originale Informationen bereitzustellen. Pichai stellt die provokante Frage: „Soll der Traffic lieber beim Restaurant selbst landen, das seine Speisekarte online gestellt hat, oder bei Leuten, die über diese Restaurants schreiben?“ – Eine Andeutung, dass Google wertvolleren Traffic eher den originären Quellen zuspielen möchte als Zwischenakteuren.
Trotz dieser beschwichtigenden Töne bleibt Google vage. Branchenbeobachter reagieren mit Skepsis: Solange Google keine harten Zahlen vorlegt, sind Aussagen wie „Nutzer suchen mehr und klicken höherwertige Links“ schwer zu überprüfen. Fest steht: Google will das neue KI-Feature weiter ausbauen und sagt klar, man werde dabei weiterhin auf das Weiterleiten von Traffic an Publisher fokussieren. Ob das in der Praxis gelingt, wird genau zu beobachten sein.
Auswirkungen auf Traffic, Sichtbarkeit und Monetarisierung
Für Website-Betreiber – ob Verlag, Blog oder E-Commerce – haben weniger Klicks gravierende Folgen. Weniger Besucher bedeuten weniger Werbeeinblendungen, Leads oder Verkäufe. Gerade wer stark auf Suchmaschinen-Traffic angewiesen ist, spürt die Änderungen direkt im Geschäft. Einige Auswirkungen im Überblick:
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Traffic-Verluste: Wie oben dargelegt, können KI-Suchergebnisse den Besucherstrom um zweistellige Prozentraten verringern. Eine Analyse prognostizierte für die Einführung der generativen Suche einen Traffic-Rückgang von 20 % bis 60 % für Publisher. Schätzungen gehen von einem möglichen $2 Milliarden jährlichen Umsatzverlust für die Online-Werbebranche aus, sollte sich diese Entwicklung fortsetzen. Erste Zahlen deuten bereits auf branchenweite Einschnitte hin: Das Werbenetzwerk Raptive berichtete, dass das Gesamt-Traffic-Volumen in seinem Publisher-Portfolio um ca. 25 % zurückging, seit Google KI-Overviews testet. Bestimmte vertikale Themenbereiche sind offenbar besonders stark betroffen – so sanken z.B. in ihrem Netzwerk die Zugriffe im Food-Bereich um etwa –20 %, in Reise- und Familien-Themen sogar um –29 %. Zwar sind dies zunächst Prognosen und Einzelbeobachtungen, doch sie untermauern die Befürchtung: Viele Websites verlieren einen erheblichen Teil ihres organischen Publikums.
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Geringere Sichtbarkeit: Durch KI-Antworten verändert sich, wer vom Nutzer wahrgenommen wird. Befindet sich die eigene Website nicht unter den Quellen, die im KI-Textblock zitiert bzw. zusammengefasst werden, sinkt die Chance drastisch, dass der Nutzer sie überhaupt bemerkt. Selbst eine Top-Position (Platz 1) in den klassischen Suchergebnissen scrollt der Nutzer möglicherweise vorbei, wenn die benötigte Info schon im KI-Kasten steht. Sichtbarkeit ohne Klick wird zur neuen Währung: Wer es in die KI-Übersicht schafft, erhält zwar eine Erwähnung bzw. Verlinkung, aber oft keinen direkten Besuch – allerdings immerhin indirekte Sichtbarkeit (Markenpräsenz). Websites, die im AI Overview nicht auftauchen, gehen im schlimmsten Fall komplett leer aus. Das kann besonders kleinere Spezialseiten treffen, die zwar wertvolle Inhalte liefern, aber von der KI eventuell nicht als bevorzugte Quelle ausgewählt werden. Einige Medienhäuser sprechen bereits von einem möglichen „Todesstoß“ für unabhängige Publisher, sollte ihr Traffic durch AI-Auszüge gegen Null gehen.
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Weniger Monetarisierung durch Werbung: Viele freie Online-Inhalte finanzieren sich über Werbung oder Affiliate-Links. Beide Modelle sind auf Seitenaufrufe angewiesen. Sinkt der Traffic um z.B. 30 %, wirkt sich das nahezu eins-zu-eins auf die Werbeerlöse aus (sofern nicht gerade die wertvollsten Klicks übrigbleiben). Die zuvor genannten Abschätzungen (bis zu $2 Mrd. Werbeverlust branchenweit) unterstreichen, wie ernst die monetären Risiken sind. Schon jetzt berichten einige Publisher von deutlich geringeren Ad-Impressions und Einnahmen infolge rückläufiger Google-Visits. Weniger Traffic trifft auch E-Commerce und Lead-Generierung: Online-Shops könnten weniger potenzielle Kunden auf ihre Angebote locken, Vergleichsseiten verlieren Klicks auf Partner-Links, etc.
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Veränderung des Nutzerverhaltens: Nutzer gewöhnen sich daran, Antworten ohne den „Umweg“ über eine Website zu bekommen. Das könnte langfristig die direkte Bindung zwischen Leser und Inhaltsanbieter schwächen. Wenn z.B. jemand eine Faktenfrage hat und die Antwort direkt von Google kommt, erkennt der Nutzer womöglich gar nicht mehr die eigentliche Quelle der Information. Für die inhalteliefernde Website bedeutet das Verlust an Exposure und Markenbekanntheit. Auch Wiederkehrbesuche (Stammleser) könnten abnehmen, wenn der erste Kontakt gar nicht mehr auf der Website stattfindet.
Natürlich ist das Bild nicht einheitlich negativ: Google argumentiert, dass die verbleibenden Klicks “qualifizierter” seien. Tatsächlich könnte es sein, dass Nutzer, die trotz KI-Vorabinfo weiterklicken, ein höheres Interesse haben und dadurch länger auf der Seite bleiben oder konvertieren (z.B. eher einen Kauf tätigen). Diese möglichen qualitativen Vorteile müssen jedoch erst noch durch unabhängige Daten bestätigt werden.
Chancen für Website-Betreiber: Anpassung und neue Formate
Trotz aller Risiken eröffnet die Entwicklung auch neue Chancen und Strategien für Website-Betreiber, um im Zeitalter der KI-Suche relevant zu bleiben:
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In KI-Antworten vertreten sein: Content-Ersteller können versuchen, ihre Inhalte so zu gestalten, dass Google sie bevorzugt in den AI Overviews zitiert. Google greift auf vertrauenswürdige, relevante Quellen zurück. Wer also Autorität in seinem Themengebiet aufbaut (Stichwort E-E-A-T: Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness) und Inhalte klar strukturiert anbietet (mit prägnanten Antworten, Überschriften, Listen etc.), hat bessere Chancen, vom KI-System ausgewählt zu werden. Zwar bringt eine Nennung in der KI-Übersicht nicht immer Klicks, aber sie bietet Reichweite ohne Klick – die Marke oder Website wird dem Nutzer bekannt. Das kann indirekt zu späteren Besuchen führen oder zumindest das Vertrauen stärken. „Wer in der AIO-Antwort erscheint, gewinnt Sichtbarkeit ohne Klick“, wie es ein deutscher Leitfaden formuliert. Es entsteht also ein neues Optimierungsfeld: AIO-SEO, die Optimierung für AI Overviews.
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Vertiefende Inhalte anbieten: Da Google einfache Fragen direkt beantwortet, verlagert sich die Rolle von Webseiten. Oberflächliche Inhalte (etwa kurze Definitionen, triviale Fakten) werden vom KI-Bot abgedeckt. Websites können darauf reagieren, indem sie mehr Tiefe und Mehrwert bieten – z.B. ausführliche Analysen, einzigartige Datensätze, Interaktivität (Tools, Rechner, Foren) oder persönliches Expertenwissen. So stellen sie sicher, dass interessierte Nutzer dennoch klicken, um mehr Details zu bekommen, als der KI-Ausschnitt liefert. Wenn die KI-Antwort den Nutzer „nur auf den Geschmack bringt“, könnte er anschließend für die vollständigen Informationen doch auf die Quelle gehen. Hier können Publisher ansetzen und ihre Inhalte so anreichern, dass ein „Read more…“ attraktiv wird.
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Nutzerbindung und Direkt-Traffic: In Zeiten, wo der zufällige Google-Besucher seltener wird, gewinnen Stammleser und direkte Zugriffe an Wert. Website-Betreiber können stärker in Newsletter, Social-Media-Communities, Podcasts oder eigene Apps investieren, um User direkt anzusprechen – unabhängig von Google. Auch SEO jenseits von Google rückt in den Fokus (z.B. Präsenz auf YouTube, Bing, TikTok-Suche, spezialisierte Plattformen), um Traffic breiter aufzustellen. Kurz: Diversifizierung der Traffic-Quellen. So raten Experten, die Abhängigkeit von einem einzelnen „Gatekeeper“ zu reduzieren. Jeder direkte Kontakt zum Nutzer (Bookmark, Newsletter-Abo, Push-Mitteilung) mildert die Auswirkungen, wenn Google den Hahn zudreht.
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Neue Monetarisierungsmodelle prüfen: Sinkende Werbeeinnahmen aus dem klassischen Traffic müssen ggf. durch andere Erlösmodelle kompensiert werden. Einige Publisher forcieren Bezahlmodelle (Metered Paywalls, Mitgliederbereiche) oder bauen E-Commerce/Affiliate stärker aus. Auch Kooperationen mit KI-Plattformen könnten entstehen – z.B. Lizenzpartnerschaften, damit KI-Modelle hochwertige Inhalte nutzen dürfen (Stichwort: datengesteuerte Partnerschaften wie die zwischen OpenAI und der Associated Press). In Deutschland hat z.B. die Verlagsgruppe Axel Springer bereits eine Vereinbarung mit OpenAI getroffen. Solche Deals könnten sicherstellen, dass Content-Ersteller am KI-Einsatz ihrer Inhalte beteiligt werden. Zudem experimentieren manche Medienhäuser damit, eigene KI-Chatbots auf ihren Seiten einzusetzen, die die Nutzer mit dem vorhandenen Content bedienen – so bleibt der Traffic zumindest im eigenen Angebot.
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Fokus auf Qualität und Nische: Wenn generische Masseninhalte an Sichtbarkeit verlieren, kann es lohnend sein, sich auf Qualitätsjournalismus, exklusive Storys oder Nischenthemen zu konzentrieren. Solche Inhalte werden eventuell nicht vollständig von einer KI zusammengefasst (weil sie einzigartig oder hintergrundreich sind), sodass interessierte Leser direkt die Quelle aufsuchen. Außerdem schaffen hochwertige Inhalte einen Vertrauensbonus: Nutzer könnten gezielt bestimmte Websites ansteuern, wenn sie wissen, dort fundiertere Informationen zu erhalten als in der KI-Kurzantwort.
Google selbst argumentiert, dass die generative Suche sogar neue Suchanlässe schaffen kann. Durch die Komfortfunktion könnten Menschen häufiger oder komplexere Dinge suchen, was unterm Strich auch neue Besucherströme bedeuten kann. So meinte die Leiterin der Google-Suche, Elizabeth Reid, man sehe, dass Leute dank geringerer Hürden „mehr suchen“ und dies „neue Möglichkeiten für Websites, Creator und Publisher“ eröffne. Sollte dies zutreffen, könnte ein Teil des verlorenen Traffics an anderer Stelle wieder hereinkommen – etwa durch mehr Long-Tail-Suchen oder Follow-up-Fragen, die der Nutzer stellt, nachdem die KI ihm initial geholfen hat. Dieses Potential gilt es abzuwarten und auszuschöpfen.
Risiken: Was passiert, wenn der Klick ausbleibt?
Den Chancen stehen erhebliche Risiken gegenüber. Einige davon wurden schon angerissen, doch hier noch einmal die wichtigsten Gefahrenpunkte, sollte sich der Trend fortsetzen:
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Traffic-Einbruch gefährdet Geschäftsmodelle: Websites, die vor allem von Werbeeinnahmen oder Affiliate-Provisionen leben, drohen in die roten Zahlen zu rutschen, wenn ein großer Teil des Google-Traffics wegbricht. Im schlimmsten Fall könnten gerade kleinere, unabhängige Angebote schließen müssen, was die Vielfalt im Web reduziert. Branchenbeobachter warnen vor einem möglichen „Ende der Weblandschaft, wie wir sie kennen“, falls Google einen Großteil des Traffics künftig selbst behält. Weniger Wettbewerb und weniger unabhängige Stimmen im Netz wären die Folge.
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Abhängigkeit von Googles Ökosystem: Je mehr Google zum finalen Informationsanbieter wird, desto stärker sind Inhalte-Anbieter auf Googles Regeln und Goodwill angewiesen. Wenn Google z.B. beschließt, bestimmte Inhalte in KI-Antworten nicht mehr zu verlinken oder eigene Services zu bevorzugen, können betroffene Websites wenig dagegen tun. Diese Abhängigkeit erzeugt ein Machtungleichgewicht. Einige Verlage erwägen aus diesem Grund juristische Schritte oder Lobbyarbeit, um einen faireren Umgang mit ihren Inhalten zu erzwingen (ähnlich früheren Streitigkeiten um Google News und Verlagsrechte). Erste Maßnahmen wie das Blockieren des Crawling durch AI-Bots werden diskutiert, bergen aber ebenfalls das Risiko, Sichtbarkeit zu verlieren.
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Weniger Anreize für Content-Erstellung: Wenn der “Lohn” für gute Inhalte – nämlich Besucher, die man monetarisieren kann – ausbleibt, stellt sich die Frage: Wer soll in Zukunft noch hochwertigen Content produzieren? Ein Szenario ist denkbar, in dem die Web-Inhalte insgesamt an Qualität verlieren, weil sich Aufwand kaum noch auszahlt. Datenanalysen dazu laufen zwar, aber noch ist unklar, ob z.B. die Publikationsfrequenz oder Investitionen in Content bereits zurückgehen aufgrund der KI-Entwicklungen. Es ist jedoch eine oft geäußerte Sorge: „Wenn wir alle aufhören, Webseiten zu besuchen, woher sollen dann noch neue Inhalte kommen?“. Ein Teufelskreis aus sinkenden Einnahmen und sinkender Inhaltsqualität wäre für das offene Web fatal.
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Falschinformationen und Vertrauensprobleme: Ein weiteres Risiko ist indirekter Natur: Wenn Nutzer sich auf KI-Antworten verlassen, besteht das Risiko, dass sie Fehlinformationen glauben, ohne diese durch Klick auf die Quelle zu verifizieren. Für Webseiten, insbesondere Nachrichtenseiten, kann dies bedeuten, dass Richtigstellungen oder Kontext gar nicht mehr wahrgenommen werden. Zwar ist dies primär ein Problem der KI-Qualität, aber es betrifft auch die Publisher, da ihre Möglichkeit, die Erzählhoheit über ihre Inhalte zu behalten, schwindet. Sollte die KI falsche oder veraltete Informationen liefern, leidet möglicherweise auch der Ruf der eigentlichen Quelle – ohne dass diese überhaupt eine Chance hatte, den Nutzer auf der eigenen Seite korrekt zu informieren.
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Kurzfristig Unklarheit in Metriken: Aktuell kämpfen Publisher mit der Frage, wie sie den Einfluss der KI-Integration messen können. Google liefert in seinen Analytics-/Search-Console-Tools bislang kaum spezifische Daten, welche Klicks oder Impressionen durch KI-Overviews verloren gehen oder entstehen. Diese Intransparenz erschwert es Website-Betreibern, schnell Gegenmaßnahmen zu ergreifen oder die Situation richtig einzuschätzen. Es kann einige Zeit dauern, bis verlässliche Analytics-Konzepte für die KI-Suche etabliert sind. In dieser Phase der Unsicherheit werden Entscheidungen teils „im Blindflug” getroffen.
Insgesamt ist das größte Risiko vielleicht das Tempo des Wandels: Google rollt die Änderungen zügig aus, und wer sich nicht schnell anpasst, könnte ins Hintertreffen geraten. Die „Spielregeln“ in der Suche ändern sich gerade fundamental, was für etablierte sowie neue Akteure gleichermaßen Herausforderungen mit sich bringt.
Fazit: Wie stark reduzieren Googles KI-Antworten die Klicks?
Aktuelle Befunde legen nahe, dass Googles KI-Antworten die Klicks auf Webseiten deutlich reduzieren – vor allem bei allgemeinen Informationssuchen. Die genauen Einbußen variieren je nach Kontext: Studien sprechen von rund 15–35 % weniger Klicks auf organische Ergebnisse im Schnitt, in bestimmten Szenarien auch deutlich darüber. Google selbst gesteht ein, dass “weniger Klicks” wohl das neue Normal sein werden – versucht aber, dieses Weniger an Traffic durch eine höhere Qualität der Klicks und ein gesteigertes Suchvolumen wettzumachen. Für Website-Betreiber bedeutet das einerseits Risiko: Sie müssen mit potenziellen Traffic- und Umsatzverlusten umgehen und ihr Geschäftsmodell resilienter aufstellen. Andererseits eröffnen sich Chancen, neue Formate zu entwickeln und sich strategisch neu zu positionieren, um im KI-Zeitalter sichtbar zu bleiben.
Die Frage „Wie stark reduzieren KI-Overviews die Klicks?“ lässt sich derzeit also beantworten mit: spürbar, aber unterschiedlich stark – abhängig von der Art der Suche und der Anpassungsfähigkeit der Website. Die digitale Publishing-Landschaft steht an einem Wendepunkt. Es gilt jetzt, die weitere Entwicklung genau zu verfolgen. Sowohl Google als auch die Content-Anbieter werden in den kommenden Monaten und Jahren dazulernen: Wie Nutzer mit KI-Suchergebnissen interagieren, wie sich Traffic-Ströme verlagern und welche neuen Balance zwischen sofortiger Antwort und tiefergehender Information sich einpendelt. Klar ist: Die Spielregeln für Traffic, Sichtbarkeit und Monetarisierung im Web befinden sich im Wandel – und sowohl Suchmaschinenbetreiber als auch Publisher werden ihren Platz in diesem neuen Ökosystem finden (und neu verhandeln) müssen.