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Alex ist Partner bei UnitedAds, einer führenden Digitalmarketing-Agentur.

Mit fast zwei Jahrzehnten Branchenerfahrung hat er sich zu einer anerkannten Autorität in der Entwicklung wirkungsvoller Kampagnen entwickelt, die das Geschäftswachstum vorantreiben.

AI Max ist Googles neueste KI-Offensive für Google Ads – genauer gesagt eine Suite von KI-gestützten Funktionen, die in Suchkampagnen integriert wird.

Mit einem Klick können Werbetreibende in ihren Google-Ads-Kampagnen AI Max aktivieren. Damit fließen die neuesten KI-Technologien von Google nahtlos in die Ausspielung von Suchanzeigen ein, ohne dass komplett neue Kampagnentypen erstellt werden müssen.

Wie funktioniert AI Max?

Google bündelt in AI Max mehrere KI-Features, um Reichweite und Relevanz von Anzeigen zu steigern sowie die Kontrolle und Transparenz für Werbende zu gewährleisten:

  • Intelligente Suchbegriff-Erweiterung: Durch Search Term Matching mit Broad Match und Keywordless-Technologie erschließt AI Max neue Suchanfragen, die bisher von den hinterlegten Keywords nicht abgedeckt waren. Die KI lernt aus bestehenden Keywords, Anzeigentexten und der Zielseite, um auch bei anders formulierten, aber themenrelevanten Suchanfragen präsent zu sein. Google beschreibt diesen Schritt als Übergang vom reinen Keyword-Matching hin zum Antizipieren der Nutzerabsicht. Selbst komplexe oder ungewöhnliche Suchfragen sollen so erfasst werden, wenn sie zur Intention der Kampagne passen. „The way your keywords and keywordless matches are prioritized… works the same as it does today“ betont Google – d.h. trotz neuer KI-Logik bleibt die interne Priorisierung nachvollziehbar wie bisher.

  • Automatische Anzeigentexte: Unter AI Max generiert Googles KI – inklusive der neuen Gemini-Modelle – selbständig Anzeigentitel und Beschreibungen, die auf die jeweilige Suchanfrage zugeschnitten sind. Dieses Feature hieß früher „automatisch erstellte Assets“ und wurde nun als Text Customization in AI Max integriert. Die KI zieht Inhalte von der Landing Page, bestehende Werbemittel und Keywords heran, um Vorschläge für Texte zu machen, die z.B. einen klaren Call-to-Action und spezielle Alleinstellungsmerkmale des Angebots hervorheben. Wichtig: Diese KI-generierten Assets können automatisch live gehen, bevor ein Mensch sie geprüft hat. Werbetreibende müssen also ein wachsames Auge haben – allerdings bietet Google auch die Möglichkeit, unpassende KI-Texte im Nachhinein zu entfernen oder bestimmte Textbausteine zu sperren (Asset Removals).

  • Dynamische Zielseitenwahl: Mit Final URL Expansion wählt AI Max automatisch die passendste Zielseite auf der Website des Werbetreibenden aus. Das heißt, wenn eine Kampagne z.B. auf die Startseite verlinkt, aber die KI erkennt, dass für eine bestimmte Suchanfrage eine Unterseite (etwa ein spezifisches Produkt) relevanter ist, kann sie den Nutzer direkt dorthin leiten. So bekommen Suchende schneller genau das präsentiert, was zu ihrer Anfrage passt – und Werbetreibende können unterschiedliche Bedürfnisse abdecken, ohne jede mögliche URL manuell zu hinterlegen.

  • Neue Steuerungs- und Kontrollmöglichkeiten: Trotz hoher Automatisierung gibt Google den Werbenden Werkzeuge an die Hand, um AI Max zu zügeln. So können mit Locations of Interest geografische Zielgebiete nun auf Anzeigengruppen-Ebene feiner eingestellt werden. Mit den Brand Controls lässt sich bestimmen, mit welchen Marken die eigene Anzeige assoziiert oder nicht zusammen erscheinen soll – hilfreich, um die eigene Marke z.B. nicht in KI-generierten Kombinationen neben unerwünschten Wettbewerbern auftauchen zu lassen. Ebenso gibt es URL Controls, um gezielt festzulegen, auf welche Seiten Traffic geleitet werden darf. Google verspricht also trotz KI-Automatisierung eine präzise Steuerung, ähnlich wie früher über Keywords: „AI Max comes with new controls that give you the precision you previously used keywords for“.

  • Transparenz und Reporting: Ein berechtigter Kritikpunkt an KI-gesteuerter Ausspielung ist oft mangelnde Nachvollziehbarkeit. Google begegnet dem, indem Reports erweitert werden: Im Suchanfragen-Bericht werden künftig Überschriften und URLs der ausgelieferten Ads mit aufgeführt, und es gibt eine Kennzeichnung, ob eine Anfrage über Broad/Keywordless-Matching von AI Max kam. Ein neuer Eintrag „AI Max“ erscheint als Typ im Bericht, inklusive Angabe, ob eine Anfrage über weit gefasste KI-Erweiterung oder ein vorhandenes Keyword getriggert wurde. Zudem zeigt der Asset-Bericht, wie KI-generierte Texte performen, und im Landingpage-Bericht wird ausgewiesen, welche Seiten durch KI ausgewählt wurden. Damit soll für Werbetreibende transparent bleiben, welchen Anteil AI Max an den Ergebnissen hat.

Die Ziele von AI Max

Letztlich zielt Google darauf ab, mit AI Max die Effektivität von Suchkampagnen deutlich zu steigern. In internen Tests beobachtete Google +14 % mehr Conversions bzw. Umsatz bei gleichem Budget, wenn AI Max aktiviert wurde.

Bei Kampagnen, die zuvor stark auf exakte Keyword-Übereinstimmungen setzten, lag der Uplift sogar bei +27 %. Das sind erhebliche Zugewinne, die Google natürlich als Erfolgsversprechen an die Werbekunden kommuniziert.

Die Botschaft: Wer KI einsetzt, wird belohnt.

Google verfolgt mit AI Max eindeutig das Ziel, die Brücke zwischen komplexer Nutzerfrage und passender Anzeige zu schlagen, noch bevor der Nutzer selbst weiß, was er will. Es geht darum, Nutzerintentionen zu antizipieren. Google drückt es so aus: Man gehe „beyond simply matching to users’ queries… to predicting what they might need next“.

Wie AI Max die Google-Suche verändert

Google positioniert AI Max als Schlüsselkomponente, um die gesamte Suche KI-getriebener zu machen. Zwar richtet sich AI Max vordergründig an Werbetreibende, doch die Auswirkungen werden auch für Nutzer der Google-Suche spürbar sein. Google selbst formuliert selbstbewusst, dass KI gerade dabei ist, „the full potential of Google Search“ zu entfesseln. Konkret heißt es: „AI is unleashing the full potential of Google Search by enabling it to become more exploratory and multimodal“.

Mit anderen Worten: Suchen sollen explorativer werden – der Nutzer kann mehr entdecken, visuellere und vielfältigere Ergebnisse erhalten (Stichwort multimodal), anstatt nur eine Liste von blauen Links präsentiert zu bekommen. Google will die Suchmaschine zu einem noch hilfreicheren Werkzeug für Entdeckung und Entscheidungsfindung transformieren. Dafür wurden bereits KI-gestützte Antworten (sogenannte AI Overviews) oberhalb der klassischen Ergebnisse eingeführt, und die Möglichkeit, per Google Lens auch per Bild zu suchen, wurde integriert.

Was bedeutet das für die Nutzererfahrung?

Informationen werden stärker vorgefiltert und zusammengefasst. Statt zehn Links durchzusehen, kann man bei passenden Anfragen direkt eine KI-Zusammenfassung lesen, die wichtigsten Punkte auf einen Blick erfassen und – wenn gewünscht – über Quellenlinks tiefer einsteigen. Google beschreibt diesen Wandel so, dass selbst bei nuancierten oder komplexen Fragen die Suche hilfreiche Ergebnisse liefern soll, ohne dass der Nutzer zig Anfragen stellen muss.

AI Max spielt dabei insofern eine Rolle, als es die Werbeinhalte mitzieht: Wenn die Suche konversationeller und vorausschauender wird, sollen Anzeigen Schritt halten können und genau im richtigen Moment mit der richtigen Botschaft erscheinen. Google nennt als Beispiel, man bewege sich hin zu einer Suche, die versteht, was der Nutzer als Nächstes brauchen könnte.

Diese Proaktivität kann sehr nützlich sein – birgt aber auch Risiken. Wenn die KI falsch rät, was der Nutzer als nächstes will, könnten irrelevante Ergebnisse auftauchen. Google scheint sich dessen bewusst zu sein und testet die Grenzen im Experiment: „experimental AI mode in Search“ wurde Anfang 2025 in den USA für alle Nutzer über 18 geöffnet. In diesem Modus kann man konversationell mit der Google-Suche interagieren, Nachfragen stellen und komplexe Recherchen führen. Das ist Googles Antwort auf das Chat-Erlebnis, das Microsoft mit Bing eingeführt hat.

Praktische Auswirkungen

Sucht ein Nutzer heute z.B. nach „Welches Notebook für Videobearbeitung 4K“, könnte Googles KI experimentell bereits eine ausführliche Antwort liefern, die relevante Modelle und Specs nennt. Mit AI Max im Hintergrund würde parallel geprüft, ob ein Werbetreibender aus dem Laptop-Segment dazu passende Anzeigen hat – auch wenn er nicht exakt dieses Keyword gebucht hat. Die KI könnte erkennen, dass die Anfrage eigentlich nach einem leistungsstarken Laptop mit bestimmter GPU sucht, und eine entsprechende Anzeige dynamisch einblenden.

Für den Nutzer erscheint die Werbung dann nicht mehr als Fremdkörper, sondern potentiell als nützliches Zusatzangebot. Google hat im Oktober 2024 begonnen, genau solche gesponserten Ergebnisse in den KI-Overviews zu platzieren. Diese Anzeigen werden natürlich gekennzeichnet und separat ausgewiesen, aber sie fügen sich optisch in den KI-Antwortblock ein. Google betont, dass Anzeigen weiterhin klar als solche erkennbar bleiben („ads will continue to appear in dedicated slots… with clear labeling“) – doch die Integration ist enger als früher, wo Anzeigen strikt über und unter den organischen Treffern standen.

Für welche Werbetreibenden macht AI Max Sinn?

AI Max von Google ist besonders für Werbetreibende geeignet, die folgende Ziele verfolgen oder Merkmale aufweisen:

  1. Große Kampagnenbudgets und komplexe Strukturen:
    Unternehmen, die umfangreiche Kampagnen mit vielen verschiedenen Anzeigengruppen, Keywords und Zielgruppen aussteuern, profitieren von AI Max, da es durch automatisierte Optimierung komplexe Konten deutlich einfacher und effizienter verwalten kann.

  2. Hohe Performance-Ziele und anspruchsvolle ROI-Vorgaben:
    Werbetreibende, die klare Ziele hinsichtlich Conversion-Rate, Return on Ad Spend (ROAS) oder Customer Lifetime Value verfolgen, erhalten durch AI Max effiziente Optimierungen. Die KI nutzt historische und Echtzeitdaten, um das Werbebudget optimal zu verteilen und Ergebnisse zu maximieren.

  3. Multikanal- und Omnichannel-Marketing:
    AI Max ist besonders effektiv bei Werbetreibenden, die Anzeigen auf mehreren Google-Plattformen gleichzeitig ausspielen möchten (z. B. Google Suche, YouTube, Display-Netzwerk, Gmail, Discover). Dadurch erhalten Werbetreibende eine integrierte Strategie und kanalübergreifende Effizienz.

  4. Werbetreibende mit großen Datenmengen (Big Data):
    Unternehmen mit umfangreichen Datenbeständen, insbesondere Kundendaten und Nutzerverhaltensdaten, profitieren stark von AI Max. Das System kann diese Daten für bessere Prognosen, personalisierte Anzeigen und gezielte Zielgruppenansprache optimal nutzen.

  5. Schnell skalierende E-Commerce- und Direct-to-Consumer-Marken:
    E-Commerce-Unternehmen und Direct-to-Consumer-Brands, die schnell und flexibel wachsen möchten, können dank AI Max rasch skalieren, da die automatisierten Algorithmen flexibel auf Marktveränderungen und Kundenverhalten reagieren können.

Bedeutung von AI Max für die Zukunft von Google Ads

Google AI Max mag auf den ersten Blick „nur“ eine Verbesserung für Werbekampagnen sein, doch seine Einführung ist symptomatisch für einen viel größeren Wandel. Die Websuche entwickelt sich von einem statischen Frage-Antwort-Modell hin zu einem dynamischen Dialog. Suchmaschinen der nächsten Generation werden nicht nur Informationslieferanten, sondern Assistenten, die Nutzer an die Hand nehmen.

AI Max zeigt, dass Google diesen Wandel ganzheitlich denkt: Die organischen Suchergebnisse werden mit generativer KI angereichert, und das Werbesystem wird parallel mit KI befähigt. So soll ein harmonisches Zusammenspiel entstehen, bei dem Nutzer ihre Antworten schneller und passender bekommen und Unternehmen weiterhin ihre Zielgruppen erreichen – im Idealfall sogar besser als zuvor.

Die Bedeutung von AI Max liegt also darin, dass es ein Integrations-Baustein für Googles KI-Zukunft ist. Es adressiert direkt eine der größten Herausforderungen: Wie kann man hochautomatisierte, lernende Systeme einführen, ohne dass Kontrolle, Vertrauen und Geschäftsmodell auf der Strecke bleiben? Google versucht hier den Spagat. Man kann argumentieren, dass Google vergleichsweise spät auf den KI-Zug aufspringt (Bing und ChatGPT hatten einen Vorsprung), aber AI Max und die schnelle Expansion von SGE/AI Mode zeigen, dass Google sein Tempo erhöht. Mit Milliarden von Nutzern im Rücken könnte jeder kleine Schritt von Google einen größeren Effekt haben als die kühnsten Experimente der Konkurrenz.

Aus Nutzersicht dürfte die Zukunft der Suche spannender, aber auch intransparenter werden. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass Ergebnisse personalisiert und vorgekocht kommen, dass wir weniger Tipparbeit haben, aber der Pfad, wie ein Ergebnis zustande kam, komplizierter ist (Stichwort Blackbox-KI). Transparenzinitiativen wie Quellenangaben und neue Reportings (siehe AI Max) sind daher essentiell, um das Vertrauen zu wahren. Denn am Ende entscheidet der Nutzer: Akzeptiert er die KI-gestützte Suche als hilfreiches Tool – oder verliert er das Vertrauen, wenn mal grobe Fehler passieren oder ihm die Bevormundung zu viel wird?

Für Google steht unglaublich viel auf dem Spiel. Die Websuche ist eines der lukrativsten Geschäfte der Geschichte, und AI Max soll sicherstellen, dass dies so bleibt. Doch darüber hinaus könnte AI Max auch Innovationen katalysieren, die über Werbung hinausgehen. Wenn die KI erst lernt, Nutzern quasi „die nächsten Schritte“ vorauszuahnen, ist der Weg nicht weit zu einer proaktiven Suchassistenz, die uns z.B. morgens schon informiert: „Du hast gestern nach Kamera XYZ gesucht, soll ich Dir die neuesten Testberichte zeigen?“ – solche Szenarien könnte Google dank AI Max und Co. irgendwann umsetzen.

Im Wettbewerb mit Microsoft und OpenAI hat Google dank AI Max einen wichtigen Vorteil: Die tiefe Verzahnung von Suche und Werbung mittels KI, die keinem anderen so zur Verfügung steht. Microsoft mag einen hervorragenden Chat liefern, OpenAI mag die klügsten Modelle haben – aber Google hat das umfassendste Bild vom Nutzerverhalten im Web und die Infrastruktur, um KI breit auszuspielen.

AI Max unterstreicht Googles strategische Antwort auf die Herausforderer: Nicht in Panik verfallen, sondern die eigene Plattform evolutionär aufrüsten. Ob diese Evolution schnell genug ist, um die Abwanderung von Nutzern zu Bing Copilot oder ChatGPT zu bremsen, wird sich zeigen.

In meinen Augen markiert AI Max einen Wendepunkt: Die klassische Websuche, wie wir sie kannten, verwandelt sich gerade. Google, Bing und auch ChatGPT nähern sich funktional an – alle wollen sie Antworten, nicht Links liefern, aber doch die Tür zum offenen Web offenhalten. AI Max ist Googles Weg, dieses neue Zeitalter zu betreten, ohne sein altes Erfolgsrezept ganz zu verlassen. Gelingt dieser Balanceakt, könnte Google die Suchmaschinen-Krone ins KI-Zeitalter retten und gleichzeitig die Nutzererfahrung verbessern. Misslingt er, droht der Bedeutungsverlust: Die Menschen könnten direkt zum Chatbot abwandern, und Googles Anzeigenimperium würde erodieren.

Der Kampf um die Zukunft der Suche ist also in vollem Gange. Für uns Nutzer heißt das in naher Zukunft: Suchen wird bequemer, kontextreicher, vielleicht sogar unterhaltsamer. Aber wir sollten wachsam bleiben, kritisch hinterfragen und die neuen Tools klug nutzen. Denn so beeindruckend KI-Assistenten auch sind, am Ende sollen sie uns dienen – und nicht wir ihnen.

Die gute Nachricht ist: Mit Wettbewerb und verschiedenen Ansätzen (Google vs. Bing vs. OpenAI) haben wir eine Auswahl.