Die Europäische Union untersucht Googles Einsatz von KI-generierten Zusammenfassungen in Suchergebnissen. Laut einer offiziellen Kartellbeschwerde schaden die sogenannten „AI Overviews“ der Konkurrenz und bedrohen unabhängige journalistische Inhalte. Eine Allianz unabhängiger europäischer Verlage hat eine formelle Beschwerde bei der Europäischen Kommission eingereicht und fordert eine einstweilige Verfügung gegen Google, um weiteren Schaden zu verhindern.

Der Hintergrund:
Die „AI Overviews“ sind KI-generierte Kurzantworten, die an der Spitze der Google-Suchergebnisse erscheinen und Informationen direkt aus den Inhalten von Verlagen zusammenfassen. Seit Mai integriert Google zusätzlich Werbeanzeigen in diese Übersichten. Die Verlage kritisieren, dass dadurch der Traffic auf ihre Websites und somit ihre Einnahmen massiv reduziert werden.

Die KI-Zusammenfassungen könnten das Nutzerverhalten nachhaltig verändern. Nutzer, die ihre Antworten direkt aus den kurzen Zusammenfassungen beziehen, klicken weniger auf die Originalinhalte und Anzeigen der Verlage. Dies könnte insbesondere für Marken, die auf qualitativ hochwertigen Suchverkehr angewiesen sind, dramatische Folgen haben – inklusive geringerer Kampagnenperformance und reduzierter Werbeeinnahmen.

Positionen der Beteiligten:
„Google missbraucht die Web-Inhalte der Verlage“, heißt es wörtlich in der Beschwerde der Independent Publishers Alliance vom 30. Juni. Die Verlage beklagen zudem, dass sie keine Möglichkeit haben, ihre Inhalte vor der Nutzung durch Googles KI-Modelle zu schützen, ohne gleichzeitig aus den regulären Suchergebnissen entfernt zu werden.

Googles Stellungnahme:
Google verteidigt die „AI Overviews“ mit dem Argument, sie eröffneten „neue Chancen für Inhalte und Unternehmen, entdeckt zu werden“. Ein Google-Sprecher erklärte gegenüber Reuters, Websites würden aus vielen verschiedenen Gründen Traffic gewinnen oder verlieren – darunter saisonale Trends, Nutzerinteressen und regelmäßige Updates der Suchalgorithmen. Zudem betonte Google, täglich Milliarden von Klicks an Websites weiterzuleiten.

Bedeutung für den Markt:
Diese Beschwerde erhöht den Druck auf Google erheblich, insbesondere da die EU gerade verstärkt gegen Big Tech-Unternehmen unter dem Digital Markets Act (DMA) vorgeht. Auch in Großbritannien bestätigte die Wettbewerbsbehörde CMA den Eingang einer ähnlichen Beschwerde. Ein vergleichbarer Fall wurde kürzlich in den USA eingereicht, wo ein Bildungsunternehmen Google vorwarf, durch KI-Zusammenfassungen Sichtbarkeit und Abonnenten verloren zu haben.

Ausblick:
Die Europäische Kommission hat sich bisher nicht offiziell geäußert. Sollte eine einstweilige Verfügung erlassen werden, könnte dies die Nutzung der KI-Zusammenfassungen in Europa vorerst einschränken und langfristig die Integration von KI in Suchmaschinen weltweit prägen.